Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Zeitreise ins 12. Jahrhundert: Archäologische Entdeckungen in St. Marien

Bei archäologischen Arbeiten in St. Marien zu Lübeck sind herausragende Entdeckungen gemacht worden. Copyright: Oliver Beck

Lübeck. Im Zuge der notwendigen Innenraumsanierung von St. Marien haben Archäolog:innen der Hansestadt Lübeck bemerkenswerte Funde gemacht, die neue Einblicke in die Geschichte der Kirche und der Stadt ermöglichen. Die Entdeckungen bestätigen bisherige bauhistorische Annahmen über den Bau der romanischen Basilika und gewähren einen einzigartigen Blick in die Frühgeschichte des UNESCO-Welterbes.

Monika Frank, Senatorin für Kultur und Bildung der Hansestadt Lübeck, Pastor Robert Pfeifer von St. Marien, Ralf Nagel, Projektleiter der Stiftung in Gründung 7Türme+, sowie Vertreter:innen des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg und der städtischen Archäologie und Denkmalpflege besuchten am 5. März 2025 die archäologischen Ausgrabungen. Auch die Öffentlichkeit soll in Zukunft die Möglichkeit bekommen, die Grabungsstelle zu besichtigen.

Einblick in die Frühgeschichte der Marienkirche

Die über einen Meter tiefen Grabungen förderten Mauern zutage, die auf massiven Feldsteinfundamenten ruhen und auf die Bauphase kurz nach 1200 datiert werden. Diese Entdeckungen bestätigen nicht nur frühere Annahmen zur Baugeschichte der Kirche, sondern werfen auch neues Licht auf ihr ursprüngliches Aussehen. Bereits Ende des 12. Jahrhunderts begann der Bau der romanischen Backsteinbasilika, die als Zeichen des wirtschaftlichen Aufschwungs Lübecks unter dem dänischen König Waldemar II. errichtet wurde.

„St. Marien zu Lübeck, größtes Backsteingewölbe der Welt und Teil des UNESCO-Welterbes, zeigt uns einmal mehr, dass längst nicht alle Geschichten über diese Kirche erzählt sind“, erklärt Senatorin Monika Frank. „Neben diesen Entdeckungen freut mich besonders die hervorragende Zusammenarbeit zwischen der Hansestadt Lübeck, dem Landeskirchenamt, dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und den weiteren Beteiligten.“

Pastor Robert Pfeifer von St. Marien hebt die Bedeutung der Funde für die Stadtgeschichte hervor: „Wir haben die Möglichkeit, zu den frühesten Phasen der Stadtgeschichte vorzudringen. Das ist atemberaubend und zeigt, wie zentral die Kirchen bereits damals für die Stadtgesellschaft waren. Nun erleben wir, wie die Archäologie in einem nie für möglich gehaltenen Ausmaß die historischen Schichten freilegt.“

Historische Backsteine als Symbol des Wohlstands

Ein besonderes Augenmerk liegt auf den freigelegten Backsteinen, die nicht nur durch ihre Größe und hochwertige Verarbeitung beeindrucken, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg der Lübecker Kaufleute im Mittelalter widerspiegeln. André Dubisch, für die Innenstadt zuständiger Archäologe, betont: „Diese Backsteine spiegeln das wachsende Selbstbewusstsein der Kaufleute wider, die mit dem Bau dieser prächtigen Kirche einen bleibenden Eindruck hinterlassen wollten.“ Zusätzlich wurden kunstvoll verzierte Fußbodenfliesen aus den 1370er Jahren des ehemaligen Chors entdeckt – ein bedeutender Fund der mittelalterlichen Kunstgeschichte.

“Wir sind stolz, Teil dieser Entdeckungen zu sein”

Die archäologischen Untersuchungen erfolgen im Zuge der geplanten Innenraumsanierung. Diese ist im Rahmen des Projekts 7Türme+ geplant, das die Sanierung und den langfristigen Erhalt der Lübecker Welterbekirchen sicherstellt. Die Arbeiten werden in enger Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, der Gemeinde St. Marien sowie der städtischen und kirchlichen Denkmalpflege fortgeführt.

„Wir konnten als Kirchenkreis diese archäologischen Arbeiten durch den Einsatz der Kolleg:innen der Kirchenbauhütte unterstützen und sind stolz, nun Teil dieser Entdeckungen zu sein“, sagt Liane Kreuzer, Leiterin der Bauabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg.