Lübeck. Ein Abend voller Emotionen: Nach zwölf Jahren ist am Dienstag (5. November 2024) im Ostchor des Doms Abschied von der Kampagne „Sieben Türme will ich sehen“ gefeiert worden. Die langjährige Initiative für den Erhalt der fünf Lübecker Altstadtkirchen wird künftig in dem Projekt „7Türme+“ fortgesetzt, das ab Mitte 2025 als neue Stiftung den dauerhaften Erhalt von St. Marien, St. Aegidien, St. Petri, St. Jakobi und dem Dom zu Lübeck sichern soll.
Feierstunde im Dom zu Lübeck
Die Stimmung bei der Abschiedsveranstaltung war geprägt von Stolz auf das Erreichte, von ein bisschen Wehmut, aber auch Vorfreude auf das Kommende. Durch das Programm führte Moderator Thomas Biller. Musikalisch wurde der Abend vom Team des digitalen Gottesdienstprojekts #liveline gestaltet. Ein kurzer Film erinnerte an Höhepunkte der vergangenen zwölf Jahre und an das Engagement vieler Unterstützer:innen.
Erfolgsgeschichte und neue Herausforderungen
Lübecks Pröpstin Petra Kallies begrüßte die Gäste: „Es freut mich sehr, in so viele vertraute Gesichter zu schauen. Dieser Abend ist für Sie – für alle, die sich mit Herz und Leidenschaft für die Kampagne ‚Sieben Türme will ich sehen‘ engagiert haben.“ Mit ihrem Engagement hätten die Unterstützer maßgeblich dazu beigetragen, die Lübecker Stadtsilhouette zu erhalten. „Darauf können Sie stolz sein, darauf können wir alle stolz sein.“
Kallies erinnerte an die frühen Tage der Kampagne: „Am Morgen meines 50. Geburtstags saß ich im Büro einer Lübecker Bank und sprach über eine mögliche Unterstützung der Sanierung von St. Petri. Das war der Moment, in dem wir bei der von meinem Vorgänger Ralf Meister initiierten Aktion ‚7 Türme sollst Du sehen!‘ auf die Reset-Taste drückten.“ Seither habe eine Vielzahl von Menschen durch monatliche Spenden, anlassbezogene Beiträge und großes Engagement dafür gesorgt, dass die Kampagne ein solcher Erfolg werden konnte.
Einen ganz aktuellen Erfolg konnte die Pröpstin an diesem Abend auch vermelden: Das Spendenziel der Aktion „Werde 7-Türme-Retter“ der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck wurde vorzeitig erreicht. Binnen drei Wochen war es gelungen, 500.000 Euro zu sammeln. Die Sparkassenstiftung hatte versprochen, mit Erreichen des Ziels den Betrag auf eine Million Euro zu verdoppeln. Bereits zuvor hatte die Sparkassenstiftung zugesagt, zwei Millionen Euro für die notwendigen Sanierungsarbeiten in St. Marien und am Dom zu spenden.
Lob für den Einsatz der Ehrenamtlichen
Max Schön, Vorsitzender der Possehl-Stiftung, würdigte in einem Grußwort den Einsatz der Beteiligten und appellierte an den Zusammenhalt in der Gemeinschaft: „Auch wenn es in unserer Gesellschaft bisweilen etwas aus der Mode gekommen ist: Gemeinschaft kann so viel Freude machen.“ Die Possehl-Stiftung zählt seit vielen Jahren zu den Förderern und Unterstützern der Lübecker Altstadtkirchen, hatte zuletzt sieben Millionen Euro für sieben Jahre zugesagt und den Anstoß für die geplante Stiftung gegeben.
Übergang zu 7Türme+ und Aufruf zur Beteiligung
Cornelia Schäfer, die bisherige Leiterin der Kampagne “Sieben Türme will ich sehen”, übergab symbolisch das Staffelholz an Ralf Nagel, der das Projekt „7Türme+“ leiten wird. Nagel machte deutlich, dass die neuen Herausforderungen nur durch langfristige Unterstützung gemeistert werden können: „Der Erhalt unserer fünf Welterbe-Kirchen und deren sieben Türme ist eine gewaltige Daueraufgabe. Um das zu stemmen, brauchen wir eine dauerhafte, professionelle Organisation.“ Die Stiftung müsse jährlich bis zu zwei Millionen Euro einwerben und auch überregional Förderer und Spender gewinnen.
„Das Land Schleswig-Holstein wird erstmals eine feste, dauerhafte Verbindung zum Weltkulturerbe Lübeck eingehen“, betonte Nagel. Zudem sei Altbundespräsident Joachim Gauck als Schirmherr gewonnen worden. „Es war das Engagement der Lübeckerinnen und Lübecker, das ihn beeindruckt hat“, so Nagel. Gaucks Schirmherrschaft werde der neuen Stiftung ein wertvolles Gütesiegel verleihen.
Am Ende des Abends riefen alle Redner die Anwesenden auf, auch unter der neuen Marke „7Türme+“ weiter aktiv zu bleiben. „Ihr seid das Salz in der Suppe“, betonte Nagel. „Ohne euch und eure Passion wird eine Stiftung 7Türme+ keinen Erfolg haben können.“ Ein Geschenk gab es zum Abschied für die Gäste auch noch: Für ihr Engagement erhielten die Ehrenamtlichen als Erinnerung eine geprägte Kupfermünze – auf der einen Seite das neue „7Türme+“-Logo und auf der anderen das vertraute Emblem der alten Kampagne.